Einweihung der Pfarrscheune Possendorf

Nach beinahe zweijährigem Baugeschehen konnte am 30. August die Possendorfer Pfarrscheune eingeweiht werden. Das Wetter meinte es zwar nicht so gut mit uns, aber der Regen wurde ja auch gebraucht. Die Weihe begann mit einem festlichen Gottesdienst in der Kirche, musikalisch ausgestaltet von der Jugendband und Chorsängern. Nach dem Gottesdienst ging es dann, geschützt von Regenschirmen und begleitet vom Posaunenchor hinüber auf den Pfarrhof, wo Pfarrer Beyer und Pfarrerin Rentzing die Weihe vornahmen. Musikalisch wurde dies vom Gesang des Possendorfer Gesangsvereins umrahmt. Nach einem Grußwort des ersten stellvertretenden Bürgermeisters, Herrn Roland Auxel, war es dann soweit. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken konnte die Scheune dann von der Gemeinde erstmals genutzt und erkundet werden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen fleißigen Helfern, die an der Vor- und Nachbereitung sowie der Ausgestaltung der Pfarrscheune beteiligt waren. Viele Tätigkeiten, die dafür notwendig waren, nimmt man im Nachhinein gar nicht mehr war, obwohl gerade die berühmten 1.000 Kleinigkeiten besonders viel Zeit beanspruchen. Ein besonderes Geschenk bereitete uns die Gemeinde Bannewitz, die uns einen Flügel für den Saal schenkte, der bisher im Rathaus stand.

Inzwischen konnten die Konfirmanden der 7. Klasse die Scheune bei einem gemeinsamen Wochenende nutzen, ebenso die Christenlehrekinder und die Kirchgemeindevertretung. Auch die ersten Vermietungen hat es bereits gegeben. Zukünftig wird auch der Possendorfer Gesangsverein bei uns Einzug halten und im Saal seine wöchentlichen Proben durchführen. Auch die Musik- Tanz- und Kunstschule Bannewitz wird in der Scheune einen Teil ihres Musikunterrichtes durchführen. Wir freuen uns sehr darüber, dafür die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen zu können.

Wie es bei einem so großen Bauvorhaben, gerade bei der Altbausanierung, ist, ergeben sich im Laufe der Zeit Mehrkosten. Diese haben uns vor allem bei der Bauhauptleistung und der Zimmererarbeiten ereilt, weil die Grundsubstanz doch recht baufällig war. Diese Mehrkosten müssen nun finanziert werden. Deshalb bitten wir auch weiterhin um Spenden für unsere Pfarrscheune, wollen uns aber gleichzeitig auch bei allen bedanken, die uns bereits finanziell unterstützt haben.

Reservierungsanfragen können an das Pfarramt Possendorf gerichtet werden.

Peter Behrendt, KGV Possendorf


„Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen…,“

so spricht die uns namentlich unbekannte Hauptperson im Gleichnis vom reichen Kornbauern. Bei dieser Geschichte muss ich unwillkürlich immer wieder daran denken, was unseren Vorfahren wohl durch den Kopf gegangen sein mag, wenn sie diese Geschichte als Lesung im Gottesdienst oder in der Predigt ausgelegt, gehört haben. Ein reicher Mann macht sich darüber Gedanken, wo er den Ernteertrag seines Feldes sammeln kann. Er besitzt wohl bereits mehrere Scheunen oder Gebäude mit Lagerräumen, doch diese reichen nicht aus, um die Ernte sicher aufzubewahren. Wenn wir uns die Bauernhöfe in unseren Dörfern ansehen, dann sehen wir dort mehrere Gebäude. Das Wohnhaus nimmt jedoch den geringsten Teil des Anwesens ein. Dominiert werden die Höfe, sofern sie noch vorhanden sind, von den Scheunen. Diese nehmen in allen Fällen den größten Teil eines Bauernhofes ein. Selbst im Wohnhaus wurde der Dachboden in vielen Fällen noch als Lagerfläche für Getreide verwendet. Und betrachtet man sich die Scheunen genauer, dann kann man in vielen Fällen auch einzelne Bauabschnitte erkennen. Da hört auf einmal der Feldsteinbau auf, die gemauerten Ecken mit Sandsteinquadern zeigen an, wo einst der Giebel war und danach zeichnet sich ein Anbau aus Ziegeln ab. Das Gleichnis vom reichen Kornbauer war den Bauern in unserem Heimatgebiet also bestens vertraut. Die vergrößerten Scheunen zeigen, dass es gute, ja sehr gute Ernten gab und die bisherige Scheune nicht ausreichte, den Ernteertrag zu lagern. Es musste also angebaut werden. Da taucht sofort die nächste Frage auf. Wie wurde das gemacht? Schließlich war die Scheune ja mit Heu, Stroh, Getreide oder anderen Dingen gefüllt. Dies wurde nach und nach verbraucht. Irgendwann neigte sich der Vorrat dem Ende zu. Das Zeitfenster für die Erweiterung einer Scheune war also recht klein, denn die neue Ernte stand ja auch vor der Tür.

Heute dienen die Scheunen auf den alten Bauernhöfen oft nicht mehr ihrer ursprünglichen Bestimmung. Die bäuerliche Wirtschaftsweise hat sich verändert. Vielfach sind die Scheunen abgerissen worden. Eine Umnutzung haben sie nicht immer erfahren. Damit droht der Verlust eines sehr wichtigen Gebäudes aus dem Ortsbild und damit aus dem Bewusstsein von uns Menschen. Nachfolgende Generationen werden es schwer haben, zu verstehen, wie früher auf dem Dorf gelebt und gearbeitet wurde.

Ein solcher kulturlandschaftlicher Verlust ist dem Possendorfer Pfarrhof erspart geblieben. Der Um- und Ausbau der Pfarrscheune zum Gemeindezentrum sorgt für den langfristigen Erhalt dieses Gebäudes. Seit dem Beginn der Bauarbeiten im Herbst 2018 hat sich das Erscheinungsbild der Scheune sehr verändert.

Die Zeiten der maroden Holzverkleidung und des bloßen Ziegelmauerwerks sowie des alten Betondachs sind vorbei. Ein stattliches, modern wirkendes Gebäude mit ländlichem Charme präsentiert sich nun dem Besucher des Pfarrhofes.

Eine helle Bretterverschalung und das frische, rote Biberschwanzdach zeigen an, welches Gebäude zukünftig die Hauptrolle auf dem Pfarrhof spielen wird. Sichtbare Balken im Innenraum atmen den Geist der früheren Jahrhunderte aus und zeugen von der einstigen Nutzung des neuen Gemeindehauses. Doch bis an diesen Punkt war es ein langer Weg. Schon die Sicherstellung der Finanzierung war eine große Hürde, da es doch galt die Vorstellungen der Leader-Region und der Landeskirche mit denen der Kirchgemeinde und des Kirchspiels in Übereinstimmung zu bringen.

Es musste ein großer Aufwand betrieben werden, um das Sockelmauerwerk zu stabilisieren. Gleiche Sorgfalt galt der Ertüchtigung des hölzernen Fachwerks, das die Last des Daches tragen muss.

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Zustand nach der Beräumung
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Altes Fachwerk
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Neubau von Teilen der Grundmauer und des Fachwerks Ostseite
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Neubau von Teilen der Grundmauer und des Fachwerks Hofseite
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Verfüllen tieferliegender Bereiche auf Erdgeschoss-Niveau
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Ertüchtigung des Fachwerks
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Neue Bodeplatte vor Einbau der Innenwände
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Dacheindeckung
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Saal im April 2020
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Eingangsbereich im April 2020

Tieferliegende Räume mussten mit Mineralbeton aufgefüllt werden, um eine einheitliches Fußbodenniveau zu erhalten. Lange wurde über den Grundriss und den Zuschnitt der Innenräume debattiert. Entstanden sind nun ein geräumiges Büro, zwei Gemeinderäume, Archiv, Technikraum und Küche, ausreichende Toiletten und als krönender Höhepunkt ein großer Saal für vielfältige Veranstaltungen.

Noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen. Fliesenleger, Maler, Elektriker, Klempner und Tischler haben noch Restleistungen zu erbringen. Die Küche muss noch eingebaut und die Räume möbliert werden. Aber in den Grundzügen ist erkennen, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis Leben in die neuen Räume einziehen wird. Auch vor der Scheune muss am Außengelände noch etwas geschehen, damit man barrierefrei hinein gelangen kann.

Unser Dank gilt an dieser Stelle schon einmal den Baufirmen für die bisher geleistete Arbeit, den Spendern und Fördermittelgebern für die finanzielle Unterstützung und den ehrenamtlichen Helfern für die geleisteten „Aufbaustunden“ bei Arbeitseinsätzen. Ein besonderer Dank gilt Herrn Heinrich für die Betreuung der Heizung und das Lüften während der Standzeit des Estrichs. Ebenso danken wir dem Kirchenvorstand unseres Kirchspiels für seine Zustimmung für die Ausführung dieser wichtigen Baumaßnahme. Denn nur dieses „Ja“ hat es ermöglicht, dass alle weiteren Schritte für den Bau gegangen werden konnten. Wir hoffen, dass das moderne Gebäude die Gemeindearbeit befruchten wird und zu einer Begegnungsstätte für den ganzen Ort wird. Voranfragen zur Einmietung für private Feierlichkeiten gibt es bereits, auch über das Jahr 2020 und 2021 hinaus. Das ist für uns ein sehr deutliches Zeichen, das es die richtige Entscheidung war, dieses Bauvorhaben anzugehen. Schön, dass eine Scheune nicht nur ein Gebäude ist, in dem man die Ernte lagert sondern das es auch ein Gebäude sein kann, das die Funktion des Samens übernimmt. Hoffen wir also, dass es seinen Beitrag leistet, eine Brücke zwischen uns als Kirchgemeinde und der Dorfgemeinschaft zu bauen, die es bisher noch nicht gibt.

Peter Behrendt, 10.05.2020