Eines der kleinsten und zugleich das unbekannteste Kunstwerk von Possendorf ist das Taufgemälde.
Tatsächlich ist nur sehr wenig über dieses Bild bekannt und doch gibt es schon wieder neue Erkenntnisse, die das bisherige wenige Wissen ergänzen. Bisher sind wir davon ausgegangen, dass das Taufgemälde 1773 von Adam Wenßeln aus Kleinkarsdorf geschaffen wurde. Was den Aufsatz des Taufsteins angeht, stimmt diese Jahreszahl. Das Gemälde muss aber viel früher entstanden sein, mehr als 100 Jahre früher!Einen alten gedrucktem Buch aus der Kirchenbibliothek ist hinten auf unbedruckten Seiten ein Inventar der Kirche handschriftlich angefügt. Dieses Inventar enthällt folgende Notizen: „Ein Altar Tuch von schöner Leinwand mit großen Spitzen, welches /:Tit:/ Frau Christina Dorothea Wellerin Tit. Hr. Dr. Jacob Wellers Churf. Sächß. OberHoffPredigers hertzvielgeliebte Hauskrone der Kirchen allhier zum Ehrengedechtniß Anno verehret.“ und „Zwey TauffTücher davon das eine mit borten oben Wohlgedachte Frau OberHoffPredigerin auch der Kirchen verehret, dabey auch dieses nicht zuvergeßen ist, daß Sie den gantzen Tauffstein hat renoviren und mit einem Tauffgemählde innewendig Zieren laßen außwendig desgleichen mit goldenen Farben.“ Diesen Notizen fehlen zwar Datumsangaben, aber trotzdem lässt sich eingrenzen, zu welcher Zeit diese Schenckungen erfolgten.
Jakob Weller war von 1646 bis zu seinem Tod am 6. Juni 1664 Oberhofprediger in Dresden. Da in beiden Eintragungen kein Hinweis darauf zu finden ist, dass er bereits verstorben war – die Bezeichnung „Weiland“ fehlt – kann die Renovierung des Taufsteins und die Herstellung des Gemäldes spätestens im Mai 1664 erfolgt sein. Was der Anlass für die Schaffung dieses Gemäldes war, ist unbekannt.
Doch was zeigt nun dieses Gemälde? Es zeigt die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. So wie es in der Bibel erzählt wird, kommt eine Taube aus dem Himmel herabgeschwebt. Jesus hat wie später am Kreuz nur einen Lendenschurz um. Das durch die Wolken brechende Licht strahlt dabei auf das Kreuz, welches Johannes in der Hand hält. Schon bei der Taufe Jesu ein Hinweis auf seinen Tod am Kreuz und die spätere Auferstehung? Wir wissen es nicht. Über 100 Jahre später müssen wieder Arbeiten am Taufstein ausgeführt worden sein. Im Jahre 1773 heißt es in der Kirchenrechnung, dass der Taufstein „weggerückt“ wurde. Bei dieser Gelegenheit muss auch der Aufsatz angefertigt worden sein. In diesen wurde das Gemälde mit integriert. Wer nun der Maler des Gemäldes war, ist nicht bekannt.
Was der Anlass war, das 1773 der Aufsatz geschaffen wurde, ist ebenfalls unbekannt. Möglicherweise war er ein Auftragswerk des Possendorfer Rittergutsbesitzers, Carl Johann Friedrich von Staupitz, denn in besagtem Jahr wurde eines seiner Kinder in der Possendorfer Kirche getauft. Seine anderen, in Possendorf getauften Kinder, erhielten die Haustaufe im Herrenhaus des Rittergutes. Einen Beleg für diese Vermutung gibt es allerdings nicht.
Bis 2010 wurde das Gemälde bei jeder Taufe in die Kirche gehängt und gehörte damit zum Festschmuck. Inzwischen sind das Gemälde und sein Rahmen stark geschädigt, Gebrauchsspuren sind deutlich erkennbar. Die Vergoldung löst sich an großen Stellen ab, der Kreidegrund des Rahmens ist ebenfalls lückenhaft.
Im September dieses Jahres haben wir mit einer Spendensammlung für die Konservierung und Restaurierung des Gemäldes begonnen. Im kommenden Jahr jährt sich die Schaffung des Taufsteins zum 475. Mal, ebenso die Einführung der Reformation in Possendorf. Seit 75 Jahren ziert der Taufstein mit dem Aufsatz das Siegel unserer Gemeinde. All das sind Anlässe, um den Taufstein wieder zu komplettieren und die Restaurierung des Gemäldes anzusteben. Als Kosten rechnen wir mit einer Summe zwischen reichlich 5000 und knapp 8000 Euro. Davon haben wir bereits 10% zusammen.
Wenn Sie uns bei unserem Vorhaben unterstützen möchten, dann können Sie Zweckgebundene Spenden (Spendenzweck „Restaurierung Taufgemälde“) an die Bankverbindung der Kirchgemeinde Possendorf überweisen.