1521: Bau des unteren Turmteils mit einem etwa 30 m hohen hölzernen Aufsatz. Das Erdgeschoss des Turms diente als Sakristei und war nur von der Ostseite, der Kirche zugewandt begehbar. Es verfügt über ein Kreuzrippengewölbe mit rundem Schlussstein und aufgelegtem Kreuz. Der Raum hatte einst schmale Fenster nach Süden und Norden. Auf der Nordseite ist das Fenster nur noch äußerlich sichtbar. Das erste Obergeschoss des Turms diente als Lauteboden zum Läuten der Glocken. Große Fenster nach Norden und Süden ließen Licht ins Innere des Turms. Der Stein mit der Jahreszahl „1521“ im ersten Gesims an den Wasserspeiern erinnert an diesen Bauabschnitt.
1580: Hinweis auf ein Dreiergeläut auf dem Kirchturm
1584: Guss der großen Glocke in Freiberg
1622: Erwähnung eines „neuen“ Uhrwerks. Die Vermutung liegt nahe, dass es zuvor ein „altes“ Uhrwerk gab.
1663: Aufsetzen zweier kupferner Knöpfe auf der Turmspitze und einer kreuzbekrönten Wetterfahne mit der Jahreszahl „1663“. Besondere finanzielle Unterstützung kam von Ernst Dietrich von Haugwitz auf Bärenklause und Christoph Melchior von Neitschütz, späterer Kommandant der Festung Königstein.
1699: Niederreißen des alten hölzernen Turmaufbaus von 1521 und Bau eines schlanken barocken, aus einem Quadrat oktogonal fortgeführten Turmaufsatzes mit schiefergedeckter Haube und achteckiger Laterne. Im Zuge des Turmbaues wurden zwei neue Glocken von Stückgießer Weinhold aus Dresden angefertigt. Der König von Polen und Kurfürst von Sachsen, August der Starke stellte für den Turmbau das Bauholz und 200 Taler zur Verfügung. Sein Kriegszahlmeister, Johann Lämmel, Rittergutsbesitzer von Kleincarsdorf und Theisewitz sowie Besitzer des Possendorfer Gasthofs stiftete 100 Taler und schoss der Kirchgemeinde einen Großteil der Baukosten vor. Am 16. September erfolgte die feierliche Weihe des neuen Turmes durch Aufsetzen der neuen Wetterfahne, des Sterns und des Knopfes in Anwesenheit August des Starken und seines Hofstaates statt. Der Landesherr befand sich auf dem Weg zum Jagdausflug ins Gebirge. Anbringen einer Tafel mit der Jahreszahl „1699“.
1700: Bau einer Turmuhr durch den Proviantverwalter der Festung Königstein, David Maybach.
1740: Der Possendorfer Rittergutsbesitzer und Kirchenpatron, Oberhofjägermeister Carl Gottlob von Leubnitz, wies auf die Baufälligkeit des Kirchturms hin und mahnte dessen grundhafte Reparatur an.
1741: Grundhafte Reparatur des Kirchturms, Neuvergoldung der Turmbekrönung. In die Wetterfahne wurde das Vikariatswappen eingearbeitet. (Wappen des Kaisers, da der sächsische Kurfürst zur damaligen Zeit den vakanten Kaiserthron vertrat und damit berechtigt war das Kaiserwappen zu führen) Anbringen einer Tafel mit der Jahreszahl „1741“
1764: Umgießen der großen Glocke
1798: Der Turm erhielt einen Blitzableiter
1828: Erneuter Umguss der großen Glocke
1835: Reparatur des Kirchturms, Abnahme der Turmbekrönung und erstmalige Dokumentation der Inschriften und Münzen aus dem Turmknopf. Die Schrift aus dem Jahr 1663 war bereits damals durch eingedrungenen Regen stark geschädigt und in weiten Teilen nicht mehr lesbar. Die Turmspitze wurde in großen Teilen aus Eichenholz gegenüber des vorherigen Kiefernholzes neu gefertigt. Erstmalig wird davon berichtet, dass die hölzernen Säulen der Laterne mit Bleiweiß grundiert und anschließend mit „braunschweigisch Grün“ angestrichen wurden.
1855: Neuguss der kleinen Glocke von 1699
1884-85: Abriss des baufälligen Turmaufbaues von 1699 bis auf den Steinbau von 1521 und Neuaufbau des neobarocken heutigen Turmaufbaues nach Plänen von Traugott Ernst Sommerschuh aus Rippien. Der Turm erhielt eine neue Turmuhr der Firma C. Wolf aus Glashütte und zwei neue Glocken von der Gießerei Bierling im Austausch gegen die kleine Glocke von 1855 und mittlere Glocke von 1584. Am 18. Juni erfolgte das Richtfest des neuerbauten Kirchturms. Pfarrer Friedrich Hermann Nadler veröffentlichte seine heimatgeschichtlichen Arbeiten zur Geschichte des Kirchturms in der Schrift „Der Kirchthurm zu Possendorf und seine Reparaturbauten“ zusammen. Der Verkaufserlös diente der Mitfinanzierung des Turmbaues. Anbringen einer Tafel mit der Jahreszahl „1885“
1905: Errichtung der „Sommerschuhstiftung“ für den Kirchturm durch die Erben des Baumeisters Sommerschuh aus Rippien. Zweck der Stiftung war die Sammlung von Kapital um den Bauplan von 1885 vollständig umzusetzen. Es war ursprünglich vorgesehen, die Turmspitze aus einer Stahlkonstruktion zu fertigen und mit Kupferplatten einzudecken.
1907: Schaffung eines äußeren Zugangs zum Erdgeschoss des Kirchturms mit starkem Sandsteinportal und figürlichem Schmuck zweier das Abendmahl tragender Engel.
1912: Einbau von Kugellagern an den Glocken zur Erleichterung des Läutens
1917: Abgabe der kleinen und mittleren Glocke für die Kriegsrüstung
1920: Neuguss der eingeschmolzenen Glocken
1925: Reparatur des Schieferdaches
1933: Restaurierung der auf dem Ostgiebel der Kirche befindlichen Wetterfahne von 1663. Das Hakenkreuz wurde in der Wetterfahne angebracht. Nach dem Krieg wurde dieses wieder entfernt.
1942: Abgabe der kleinen und mittleren Glocke für die Kriegsrüstung
1945: Beschuss des Kirchturms. Es entstehen Einschusslöcher am Turmknopf
1955: Beschaffung zweier Stahlglocken zum Ersatz des Kriegsverlustes
1963: Einrüstung des Kirchturms zur Erneuerung des Schieferdaches und Arbeiten an der Turmbekrönung durch die Klempnerei Querner, die PGH Bedachung Freital und Baumeister Fritz Pinkau statt.
1972: Elektrifizierung des Geläutes
1996: 400-jährige Weihe der Kirche und umfangreiche Spendensammlungen für die Sanierung des Kirchturms
1998-2000: Umfassende Sanierung des Kirchturms in drei Bauabschnitten für reichlich eine Million Deutsche Mark. Am 9. Oktober 1998 fand der Gottesdienst zur Turmbekrönung mit der restaurierten Wetterfahne, dem Turmknopf mit den ergänzten Inschriften und dem Stern statt.
2000: Abschluss der Turmsanierung durch Neubau des äußeren Turmzuganges und der Anbringung der Inschrifttafel 2000 n. Chr. statt.
2007: Reparaturen am Joch der kleinen Glocke
2021: Feier des 500-jährigen Kirchturmjubiläums mit einem Festgottesdienst am 20. Juni 2021 mit Superintendentin Hiltrud Anacker aus Freiberg.