Die Seifersdorfer Kirche
Seifersdorf ist als Ort im 12. Jahrhundert gewachsen. Zu dieser Zeit entstand auch die Kirche nebst einem Friedhof. Der Kirchgemeinde wurden die späteren Siedlungen Großoelsa, Spechtritz, Malter, Paulsdorf, Seifen und Paulshain zugeordnet. Noch heute zeugen einige Kirch- oder Leichenwege von den Pfaden, die damals zu Fuß zu den Gottesdiensten zurückgelegt wurden.
1312 wird die Kirche erstmalig urkundlich belegt, da am 20. Juli dieses Jahres der Burggraf Otto II von Dohna den gesamten Ort nebst Kirchlehn und anderen Ortschaften dem Kloster Alt-Zella vermachte.
1346 unter den 17 Kirchspielen des Kirchkreises Dippoldiswalde in der Kirchenprovinz Nisan findet die Kirche Erwähnung; zu jener Zeit untersteht sie dem Bischof von Meißen und dem Erzpriester von Dippoldiswalde
1451 wahrscheinlich wurde in diesem Jahr der Chorgiebel im Auftrag des Kurfürsten Friedrich II – der Seifersdorf aufkaufte – neu aufgebaut, wodurch der für diese Zeit typisch eckige Chorraum verschwand. Ein Jahresstein aus dieser Zeit wurde in das Mauerwerk eingelassen. 1978 wurde er leider überputzt.
1486 das Kirchlehen verbleibt im Besitz des Domkapitels zu Freiberg, nachdem Herzog Albrecht von Sachsen den Ort an die Rittergutsbesitzer zu Berreuth, Henrich & Nicolaus von Loß verleiht; zur gleichen Zeit untersteht die Kirche dem Priesnitzer Erzdiakon des Hochstifts zu Meißen im Dippoldiswalder Sprengel.
1593 am 20. November wurde Maria von Miltitz, eine Wettinerin und Schwester des Vorwerkbesitzers Heinrich von Miltitz auf Malter, in einer Gruft im Altarraum begraben.
1639 im Kirchbuch sind 43 Tote durch den herrschenden Krieg wie der Besetzung durch die Schweden im 30-jährigen Krieg erwähnt. Zwischen 1632-1639 soll lt. Kirchenbuch auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen worden sein, da man 17 Jahre zum Wiederaufbau benötigte,
1690 Pfarrer Magister Mauritius Ranisch verstarb während des Gottesdienstes auf dem Weg in die Sakristei an einem Schlaganfall.
1699 der bekannte Räuber LipsTulian ist mit seinen Komplizen zweimal eingebrochen und erbeutete 37 Taler, 16 Groschen und 9 Pfennige.
1724 Das Kirchendach erhielt eine neue Haube und die Wetterfahne wurde angebracht.
1838 am 13. Dezember werden 1.565 Kirchenmitglieder gezählt.
Am 24.07.1921 wurde ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges eingeweiht.
1945 wurde am 7. Mai für zwei Seifersdorfer, die bei der Schlacht in Wilsdruff verstarben, ein Doppelgrab an der hinteren Friedhofsmauer eingerichtet. Ein gebrochenes Kreuz erinnert noch an dieses, deren Grabsteinkreuz sich heute rechter Hand am Kriegerdenkmal befindet.
1945 wurde am 6. Juni der Pfarrer Eltz, der gerade aus dem Pfarrhausfenster zur Kirche schaute, von einem vorbeigehenden betrunkenen russischen Soldaten erschossen. Das Kirchbuch erwähnt für die Kriegsjahre des 2. Weltkrieges mehr als 50 Tote.
Das Kircheninnere
Als älteste Kunstwerke finden sich an den Kirchenschiffwänden spätgotische Fresken aus dem 14. + 15. Jh. und der mit romanischen Ornamenten verzierte Taufstein. Eine Freske zeigt neben der Kanzel, Jesus am Kreuz, diesen zur Linken: Longinus mit der Heiligen Lanze und zur Rechten: Stephaton mit dem Essigschwamm, eine andere Freske zwischen den Fenstern, Maria mir dem Jesuskind im Arm.
Der geschnitzte Taufsteindeckel ist im Jahre 1743 von Christian Spieß, einem Bauer aus Paulsdorf, gefertigt worden. Die Taufschüssel aus Zinn wurde von der Pfarrfrau Dorothea Cuno am 30.10.1793 gestiftet.
Der Flügelaltar wurde im Jahre 1518 gefertigt u.a. vom Dippoldiswalder Maler und Bildschnitzer Mol-Jurge. Den Mittelpunkt bildet die Figur des St. Nikolaus. Daneben stehen die Figuren des Evangelisten Johannes und die des Apostels Jakobus. Auf den Flügeln finden wir insgesamt sechs Bilder. Je nach Kirchenjahreszeit sind Szenen zu Jesu Geburt zu sehen oder von Märtyrern. In der Predella sehen wir Maria mit dem Jesus-Kind, die Hl. Katharina und die Hl. Dorothea. In den Jahren 1885/1886 und 2009 wurde der Altar restauriert. Der Altar befand ursprünglich nicht in der Seifersdorfer Kirche. Eine These besagt, dass er aus der 1539 zerstörten Barbarbarkapelle in der Dippoldiswalder Heide, eine andere, das er aus dem Kloster Altella, stammen soll.
Die Kanzel zeigt die vier Evangelisten Matthäus mit dem Engel, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler. Sie ist vermutlich um 1600 im Still der Spätrenaissance von einem Künstler aus dem Raum Dippoldiswalde gefertigt worden, 1665 wurde laut Kirchbuch die Kanzeltreppe neu Verkleidet. Unter dem Kanzeldeckel schwebt als Sinnbild des Heiligen Geistes eine ihre Flügel ausbreitende weiße Taube.
1699 Der Maurermeister Andreas Reichel aus Malter, hat mit 2 Gesselen, die Treppe durch den Schwebebogen geführt, das Fenster vor dem Altar durchbrochen und ein Tritt vor den Taufstein gelegt.
1743 wurden die kleinen Kirchenchorfenster durch höhere und größere ausgetauscht.
Beide Kronleuchter sind im Jahre 1850 von der Bäuerin und Witwe Christiane Seifert und der Witwe Sophia Herzschuh aus Seifersdorf gestiftet worden. Die frühere Kerzenbeleuchtung erstrahlt heute mit elektrischem Licht.
Eine der vielen Renovierungen der Kirche fand zwischen 1868 bis 1871 statt. Es entstanden drei neue Deckenbilder von den Dippoldiswalder Brüdern Götting. Weitere Renovierungsarbeiten folgten in den Jahren 1978 und 2012.
Ein erstes Orgelwerk wird bereits 1665 erwähnt, 1722 wurde dieses umfangreich Restauriert durch den Dippoldiswalder Orgelbaumeister Albert Prockhart, nach dem diese ausgedient hatte wurde die heutige Orgel im Jahre 1868-1871 vom Baumeister Karl Traugott Stöckel aus Dippoldiswalde nach dem Vorbild der Silbermannschen Orgeln erbaut und am 27. August 1871 eingeweiht. Die Orgel besteht aus 16 Registern, dem Hauptwerk mit 9, wie dem Oberwerk mit 4 klingenden Stimmen.
Die Glocken haben ihr Gestühl in dem achteckigen Kirchturm und wurden 2003 geweiht, nachdem die 1948 gefertigten Eisenglocken ausgedient hatten. Ein vorhergehendes Glockenwerk stammte von 1922. Die ersten Glocken wurden im 1. Weltkrieg eingeschmolzen.
An der Chorraumaußenwand befand sich früher eine Sonnenuhr, die die Zeit vor dem Einbau der Kirchenuhr anzeigte. Das Uhrwerk besitzt ein mechanisches Werk, das von F. Räder im Jahre 1834 gefertigt wurde.
Das Kruzifix auf dem Altar mit seiner Vergoldung wurde von dem Kirchenmeister Johann Gottlob Seifert, Richter und Halbhüfner aus dem damaligen Großölsa,gestorben 1838, gestiftet.
Ein Totenkreuz,das bei Beerdigungen getragen wird, ist von Johann George Berger, einem Zimmermann aus Spechtritz,im Jahre 1725 gestiftet worden.
Ein Gemälde des ehemaligen Pfarrers Carl Gotthelf Hardtmann ist am 5. Juni 1838 zu seinem 50-jährigen Amtsjubiläum der Kirche vermacht worden. Angefertigt von Maler Pröll aus Dresden.
In der vorderen Eingangshalle, die mit Ihrem Kreuzgewölbe eine gotische Bauweise aufweist und an der Außenseite über dem Türrahmen ein verziertes eingelassenes Kreuz hat, ist im Inneren eine Tafel, die auf die am 18.08.1870 Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegeshinweist. Zu lesen sind dort die Namen: Robert Bernhardt, Hauptmann aus Spechtritz und Ernst Hermann Gietzelt aus Seifen. Außerdem findet sich dort ein großer Grabstein für den im Jahre 1727 verstorbenen Pfarrer Christoph Gottfried Haße.
Am mächtigen Außengiebel ist eine Tafel eingelassen, die auf das Jahr 1705 wahrscheinlich auf die damalige Erneuerung des Orgelregisterzug auf Befehl des Dippoldiswalder Amtsmann hinweist, oberhalb davon ist ein weiteres vergoldetes Kreuz angebracht.
Um die Kirche herum
Den Eingang zum Friedhof bildet ein großes und kleineres Eisentor, das zwischen drei Sandsteinsäulen eingehangen ist. Links davon steht die Luther-Gedenkeiche, die zum 300. Todestag von Martin Luther (18.02.1846) gepflanzt wurde. Die rechte Eiche wurde zu Luthers 400. Tauftag, am 11.11.1883, gepflanzt. Das Tor enstand mit dem Bau der damaligen „Neuen“ Schule um das Jahr 1884, zwischen dieser und dem zwischen 1906 – 1907 abgetragenen Seitengebäude vom bereits im Jahre 1665 erwähnten Schul&Kantorhaus.
Der hintere Friedhof war einst kleiner, 1839 war er noch mit einer Kirchhofmauer nebst Pforten und mächtigen Haupttorbogen umgeben. Am 6. September 1857 fand die erste Beerdigung auf den in seiner heutigen erweiterten Größe statt. Die Totenhalle mit einem Raum für weltliche Trauerfeiern ist 1961-1963 entstanden . In der Mitte des Friedhofes befindet sich ein aus Ziegelsteinen gemauerter Brunnen, der heute noch mittels Handpumpte für Wasser auf dem Friedhof sorgt.
Quellen :
Seifersdorf – Unsere Heimat von Christoph Beger 2000
Kirchbücher von Seifersdorf
Handbuch Kirchen-Statistik für den Freistaat Sachsen 1913-1939
Kirchliches Statistitisches Handbuch für das Köinigreich Sachsen 1839-1900
Zisterzienser-Stift und Kloster Alt-Zella im Bistum Meißen von Eduard Beyer 1855
Brandversicherungsbuch für Seifersdorf im Staatsarchiv Dresden
Kirchenrechnungsbuch der Kirche Seifersdorf 1664-1727
Sachsens Kirchengalerie 1837
Bild: Seyffersdorf bei Rabenau von 1839
Urkundenbuch der Stadt Freiberg in Sachsen von Hubert Ermisch 1883
Diöcesan und Gau Grenzen Norddeutschland von Dr Heinrich Böttger, Hale 1876/Sede/ Dippoldiswalda 1346